Aktuell

Jahresbericht der Ortsgruppe Kirchheim für 2020

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Landschaftspflege und Amphibienschutz
Die Kirchheimer BUND-Gruppe engagiert sich seit 40 Jahren in der Landschaftspflege und im Amphibienschutz. Die Erfolge dieser aktiven Arbeit können sich sehen lassen. Wir betreuen seit den 1980er-Jahren mit der Bürgerseeheide eine der inzwischen arten- und blütenreichsten Flächen auf Kirchheimer Gemarkung. Unsere Maßnahmen zur Gelbbauchunke werden derzeit im Rahmen eines Projektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt weiterentwickelt und liefern wichtige Beiträge zu einem von Forst BW zu erstellenden Erhaltungskonzept für diese stark gefährdete Art.

Vor dem geschilderten Hintergrund ist es umso bedauerlicher, dass uns zunehmend die Helfer für die Arbeitseinsätze fehlen. Darüber hinaus mussten pandemiebedingt einige Arbeitseinsätze ausfallen. So waren wir erstmals seit vielen Jahren auf Hilfe vom Landschaftserhaltungsverband angewiesen, der nach großem Lob für unsere Pflege von Teilflächen am Kurzen Wasen in Weilheim extern einen Arbeitsauftrag vergeben hat. Wir hatten uns mangels Arbeitskräften auf die wichtigste Teilfläche konzentriert.

Auch 2021 suchen wir dringend Unterstützung beim Amphibienschutz, bei Gehölzarbeiten im Winter und bei Mahdarbeiten im Sommer (Beseitigung von Schnittgut). Die Einsätze finden in der Regel samstags statt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Kinder und Jugendliche können sehr gern mitmachen. Das Arbeitsprogramm können Sie bei unserer Geschäftsstelle in der Max-Eyth-Straße anfordern und sich auf Wunsch in eine Interessentenliste „Helfer“ eintragen lassen. Die Termine müssen an die aktuelle Pandemiesituation angepasst werden.


Strafanzeige Gelbbauchunke
 
Der BUND Kirchheim nimmt sich seit Jahren der stark bedrohten Gelbbauchunke an. Ihr Engagement hat die Gruppe mit einer Strafanzeige gegen eine Betreiberfirma für eine Windenergieanlage im Landkreis Schwäbisch Hall, gegen die ökologische Baubegleitung und die dort zuständigen Verwaltungen (RP und UNB) auch über den Raum Kirchheim hinaus ausgeweitet. Im Zuge der Einrichtung von Windenergieanlagen sind Unkengewässer trotz detaillierter Kenntnis der Sachlage (Ortstermin unter anderem mit Vertretern des BUND Kirchheim) in großem Umfang verfüllt worden, obwohl sich Unken darin befanden. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat den Strafprozess wegen Geringfügigkeit eingestellt und als Ordnungswidrigkeitsverfahren an die angezeigte Behörde im Landratsamt Schwäbisch Hall weitergereicht. Auch dieses Verfahren wurde eingestellt, ohne uns davon zu unterrichten. Im Oktober vergangenen Jahres hat der BUND daraufhin eine Petition bei der Oberstaatsanwaltschaft Stuttgart zur Wiederaufnahme des Verfahrens eingereicht. Über den Fall wurde überregional berichtet. Auf ein Schreiben an Minister Untersteller zu Defiziten bei der Umsetzung im Naturschutz erfolgte eine erschreckend realitätsferne Antwort.


Flächenverbrauch
Nach dem zuwanderungsbedingten Bevölkerungsanstieg seit 2015 wächst der Druck auf die Freifläche in und um Kirchheim in einem lange nicht gekannten Ausmaß - Gewerbegebiete in Weilheim, Bissingen, Kirchheim, interkommunales Gewerbegebiet entlang der B465, allenthalben Wohngebiete im Außenbereich und anstehende Verlängerung des §13b im Bundesbaugesetz (erleichterte Bebauung im Außenbereich ohne Umweltprüfung). Die Zerstörung von Böden und damit auch der Flächenverbrauch bleiben neben dem Wachstum der menschlichen Bevölkerung das zentrale Umwelt- und Nachhaltigkeitsthema – global, national und lokal!

Den Flächenverbrauch verantworten in erster Linie die Kommunalparlamente. Dies steht im Gegensatz zu anderen Umweltthemen wie dem Klimawandel. Der Kampf gegen den Klimawandel erschließt zudem neue Märkte (Stichwort E-Mobilität) – vermutlich widmet sich die Politik deshalb sehr viel lieber dem über wirtschaftsfördernde Maßnahmen abzuwickelnden Thema Klimawandel. Das schmerzhafte Handlungsfeld Flächenverbrauch spielt dagegen in kommunalen Nachhaltigkeitsprojekten eine untergeordnete oder gar keine Rolle. „Wir haben Platz“ statt Flächenschutz!

Der BUND beabsichtigt, Aktivitäten gegen den Flächenverbrauch im Raum Kirchheim zu koordinieren. Stellungnahmen und Pressearbeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Widerstand wird aber von außen in die Kommunalparlamente getragen werden müssen. Mut machen Erfolge entsprechender Initiativen, zum Beispiel In Faurndau oder auch in Uhingen (Bürgerentscheid). Erschwert werden entsprechende Aktivitäten durch die Pandemiesituation – dies gilt insbesondere für die Mobilisierung von Widerstand aus der Bevölkerung heraus.

Lärmpegel A8
Auf Initiative von Volker Osdoba und Rose Fano hat der BUND Kirchheim eine Arbeitsgruppe „Lärmbelastung A8“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Lärmbelastung der AB A8 durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung im Raum Kirchheim/Weilheim zu reduzieren. Insbesondere in den Nachtstunden verursachen legale Raser zum Teil hohe Lärmspitzen. Erste Abstimmungen mit Gemeinden sind erfolgt, das Landesverkehrsministerium hat auf ein Schreiben geantwortet. Öffentlichkeitsarbeit und Verankerung einer entsprechenden Forderung im künftigen Lärmaktionsplan der Stadt Kirchheim sind die nächsten Schritte.


Treffen mit Gemeinderatsfraktionen
Die Strafanzeige des NABU-Kreisverbandes gegen den Bürgermeister und einen weiteren Bediensteten der Stadt in Sachen Baumfällungen der Jahre 2017 bis 2020 schlug hohe Wellen beim jährlichen Treffen der Naturschutzverbände mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und der Verwaltung. Der BUND Kirchheim hat die Anzeige nicht mitgetragen, weil der Verwaltung in Absprachen mit den Gemeinderatsfraktionen und im Zusammenhang mit der OB-Wahl die Chance für einen Neuanfang gegeben werden sollte. Diese Chance scheint die Verwaltung auch zu nutzen, insofern fühlen wir uns bestätigt. Die Anzeige des NABU ist aus den Sachverhalten heraus nach Ansicht des BUND aber durchaus berechtigt. Eine Opferrolle der Stadt sieht der BUND nicht. Weitere Themen des Treffens waren die vom BUND lancierte Initiative „Lärmschutz A8“ – hier wurde von Gemeinderatsfraktionen und Verwaltung Unterstützung signalisiert – und das mit Wucht zurückgekehrte Thema Flächenverbrauch, mit einem klaren Bekenntnis von Fraktionen und neuem OB Bader zu den angestrebten Ausweisungen und Biotopverbund mit der inzwischen erfolgten Vergabe zur Erstellung eines solchen Konzeptes durch ein externes Büro.


Bebauung Weisestraße
Der BUND Kirchheim unterstützt die Aktivitäten des NABU und bringt sich bei Bedarf in das Verfahren ein.